Historie zum System BARS
Die stationären Richtfunk- und Troposphären-Funknetze der NVA
Die stationären Richtfunk- und Troposphären-Verbindungen der oberen Führungsebene der NVA sowie der Luftstreitkräfte / Luftverteidigung und der Volksmarine überlagerten die drahtgebundenen Führungsnetze in den wichtigsten Richtungen bis zu den Divisionen und den Grenztruppen sowie den Wehrbezirks- und Wehrkreiskommandos. Die vorbereiteten bzw. betriebenen terrestrischen und troposphärischen Verbindungen waren eingebunden in
• das Schmalbandrichtfunknetz (RFN) der NVA;
• das Richtfunknetz der Luftstreitkräfte / Luftverteidigung (LSK / LV);
• das Richtfunknetz der Volksmarine und
• das Troposphären-Nachrichtensystem ‚BARS‘ (russisch, übersetzt: ‚Schneeleopard‘)
Die stationären Troposphären-Verbindungen trugen internationalen Charakter und bildeten in ihrer Gesamtheit das gitterförmig gestaltete Nachrichtensystem ‚BARS‘. Dazu gehörten vier Achsen in der Westrichtung mit ihren Endpunkten in der DDR, Ungarn und in Bulgarien und fünf von Nord nach Süd verlaufende Rochaden. Im September 1980 hatten die Nachrichtenführungen der Armeen des Warschauer Vertrages - außer Rumänien - dem schnellen Aufbau eines strategischen Troposphären-Nachrichtensystems zugestimmt.
Abb: Das troposphäriche Nachrichtenverbindungssystem ‚BARS‘
Auf dem Territorium der DDR wurden die geschützten Troposphären-Funkzentralen
- 301 in Wollenberg bei Bad Freienwalde,
- 302 in Langsdorf bei Bad Sülze und
- 303 in Röhrsdorf bei Königsbrück errichtet.
Zum Einsatz kam sowjetische Technik vom Typ R 417 S „Baget“. Durch ihre spezifischen Abstrahlungs- und Ausbreitungsbedingungen hätten Troposphären- Funkanlagen unter den Bedingungen eines Kernwaffenkrieges brauchbare und standhafte Funkverbindungen gesichert. Damit stellten sie eine echte Alternative zu allen anderen Nachrichtennetzen dar, die bei einer Kernwaffendetonation infolge der Einwirkung des elektromagnetischen Impulses ausgefallen wären.
Die Anlagen selbst gehörten zum strategischen Nachrichtensystem der Teilnehmerstaaten des Warschauer Paktes und damit zum Bestand des Einheitlichen Nachrichtensystems (ENS) der Teilnehmerländer des Warschauer Paktes. Im nationalen Rahmen wurden sie als Stütznachrichtenzentralen 301 - 303 (StNZ) bezeichnet und gingen als solche in das gedeckt vorbereitete Nachrichtensystem der NVA ein. Mit diesen Bezeichnungen war gleichsam eine Tarnlegende gegeben. Mit der Zuordnung von taktischen Tarnnamen, für Wollenberg als "TUSHURKA" wurde eine weitere Verschleierung erreicht.
Zur Realisierung wurde am 09.12.1982 ein „Abkommen zwischen den Regierungen der DDR und der UdSSR über technische Hilfe für die DDR beim Bau von drei Stationen für das troposphärische Nachrichtensystem ‚BARS‘ " abgeschlossen.
Die Troposphären-Funkzentrale 301 war für die Aufnahme von vier Troposphären-Funkgerätesätzen projektiert, gebaut und vorbereitet, gleichbedeutend mit der Möglichkeit in vier verschiedenen Richtungen Troposphären-Funkverbindungen herzustellen. In der Praxis waren jedoch drei Gerätesätze installiert. Jeder erlaubte die Herstellung von 60 Troposphären-Funkkanälen.
Mit Material aus ‚Handbuch zur Geschichte des militärischen Fernmeldewesens - Teil VI – Hans Georg Kampe - ©2008‘
Frank Kammler